Gemeindehaus -60jähriges bzw. 50 jähriges Jubiläum im Jahr 2015


Unser Gemeindehaus hat im Jahr 2015 Geburtstag!
Vor 60 Jahren wurde das Hauptgebäude feierlich seiner Bestimmung übergeben, vor 50 Jahren erfolgte die Fertigstellung des Zwischentraktes zwischen Gemeindehaus und Kirche.

Der 16. Oktober 1955 war in zweifacher Hinsicht ein großer Festtag für die Gemeinde: Es wurde der Gründung der Evingser Kirchengemeinde vor 150 Jahren gedacht und das neue Gemeindehaus offiziell eingeweiht. Eigentlich hätte schon im Jahr 1954 das Gemeindejubiläum gefeiert werden müssen. Wegen des zu diesem Zeitpunkt gerade anstehenden Pfarrerwechsels waren die Feierlichkeiten jedoch zurückgestellt worden.
Auch war im Oktober 1955 der Kindergarten im Untergeschoss längst in Betrieb. Nach Kündigung der im Blaukreuz-Haus genutzten Räume war der Kindergarten vorübergehend im Kirchenkeller untergebracht gewesen. Ein unmöglicher Zustand, dem dringend abgeholfen werden musste – und deshalb wurde der Ausbau des Untergeschosses vorgezogen. Schon im Dezember 1953 waren die neuen hellen Räume bezogen worden. Die Einweihung durch den damaligen Pfarrer Funk erfolgte am 4. Advent 1953.
Fertiggestellt war auch die Hausmeister-Wohnung, es fehlte aber noch der Ausbau des Dachgeschosses, in dem das Freizeit-Heim untergebracht werden sollte.
Aber nun, im Oktober 1955, war das Herzstück des neuen Hauses, der große Saal mit Nebenräumen, fertiggestellt und konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Beide Ereignisse wurden in einem von Pfarrer Borchert gehaltenen feierlichen Gottesdienst am Morgen und mit einer großen Festversammlung am Nachmittag mit Gemeindegliedern und mit vielen Gästen im neuen großen Saal gefeiert. Die Feierstunde wurde von Posaunen- und Kirchenchor eingeleitet. Superintendent Ritz übergab unter Gebet und Schriftwort in knapper liturgischer Form das Gemeindehaus seiner Bestimmung und in den Dienst der Verkündigung des Wortes Gottes.
Bis in den frühen Abend zog sich die Feier hin mit Begrüßungs- und Dankesreden, vielen Ansprachen und Glückwünschen der Gäste.
Den Abschluss des festlichen Sonntages bildete der „Gemeindeabend“, der ganz im Zeichen der Jugend stand und bei dem noch einmal alle Stühle im Saal besetzt waren.
Glimpflich verlief ein Vorfall am späten Nachmittag, der nicht in den Archiv-Aufzeichnungen vermerkt ist, an den sich aber sicher noch viele erinnern werden: Einige Mitglieder der Jugendgruppe waren ins Dachgeschoss gegangen, um sich dort für die Theater-Aufführung beim Dorf-Abend umzuziehen. Obwohl das Betreten eines Teils des Bodens streng verboten war, da er noch nicht mit durchgehendem Fußboden ausgestattet war, konnte ein junges Mädchen nicht widerstehen und versuchte, auf den Dachsparren zu balancieren. Natürlich ging das schief. Sie rutschte ab, durchstieß die Decke und über der Festversammlung erschien plötzlich ein Mädchenbein. Der Schreck war groß, aber zum Glück ist nicht viel passiert. Das Mädchen wurde zurück gezogen und die Decke hat gehalten. Nicht auszudenken, was hätte passieren können!

Im August 1965 – also vor 50 Jahren – als der Zwischentrakt zwischen Kirche und Gemeindehaus seiner Bestimmung übergeben wurde, ging es weniger feierlich zu.
Nur die Mitarbeiter der Gemeinde waren zu einer schlichten Einweihungsfeier und zur Besichtigung der neuen Räumlichkeiten geladen. Pfarrer Borchert erläuterte die Notwendigkeit einer Erweiterung des Gemeindehauses, nur zehn Jahre nach Fertigstellung des Altbaus. So groß und schön dieser auch schien, hatte sich in gewissen Dingen doch Raumnot ergeben. Dies vor allem auch im Hinblick auf das Freizeitheim mit 16 Betten, in dem in den letzten sieben Jahren mehr als 3000 Personen übernachtet hatten. Pfarrer Borchert gab einen Überblick über die neuen Räumlichkeiten, wobei er besonders auf die neue moderne Küche und auf die neuen modernen sanitären Anlagen für das Freizeitheim hinwies, vor allem aber auf das Prunkstück des Anbaus: Das stilvoll eingerichtete Zimmer mit offenem Kamin im Mittelgeschoss, das zu Gesprächen einladen würde. Heute ist davon nichts mehr zu erkennen, es beherbergt jetzt die gelbe Gruppe unseres Kindergartens, die sich darin aber auch sehr wohl fühlt.
Wichtig war auch der zweite Zugang zur Sakristei und zur Kirche von dem neu geschaffenen kleinen Saal (heute Chorraum) aus. Der Kirchenkeller, seit 1887 einziger Gemeinderaum für Frauenhilfe, für kirchlichen Unterricht, für Gruppenstunden der Jugend usw. war renoviert und mit Heizkörpern versehen worden. Er sollte in Zukunft den Pfadfindern als Tagungsraum dienen.
Der Zweck des Anbaus sei erfüllt, wenn die Räume dazu dienen würden, die Gemeinde zum Geist Gottes zu führen, erklärte Pfarrer Borchert zum Abschluss. Nun sei es an der Gemeinde, das Haus mit Leben und Geist zu erfüllen. Mit der Verlesung des modernen Liedes „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“, schloss die schlichte Feier.

Mit Leben wurde unser Gemeindehaus in diesen gut 60 Jahren ständig gefüllt. Immer wieder waren Änderungen und Anpassungen durch neue Anforderungen notwendig. Manches ist weggefallen. Wer erinnert sich noch daran, dass in dem jetzigen Bewegungsraum des Kindergartens im Keller mal von Lehrer Kleebs regulärer Schul-Unterricht erteilt wurde, dass dann in diesem Raum eine gut besuchte Gemeindebücherei eingerichtet wurde? In die ehemalige Hausmeisterwohnung zog vorübergehend die Polizei ein. Für einige Zeit war hier das Gemeindebüro untergebracht, dann die Spielgruppe für unter 3jährige Kinder. Heute nutzt neben der Krabbelgruppe die Musikschule die Räume für Früherziehung und Geigen-Unterricht.
Wer erinnert sich noch an die vielen Gruppen und an die zum Teil prominenten Gäste, die in den Jahren von 1958 bis 1973 das Freizeitheim besuchten? Nach Schließung war das Archiv provisorisch dort untergebracht, dann erfolgte der Umbau in eine 100-qm-Wohnung, die etwa 15 Jahre gut vermietet werden konnte. Heute befindet sich dort oben das Gemeindebüro; das Wartburg-Zimmer steht für Zusammenkünfte im kleineren Kreis zur Verfügung.
Die Räume des Kindergartens standen in einem ständigen Anpassungs- und Änderungsprozess durch neue Vorschriften, durch geänderte Kinderzahlen usw. und sind seit einigen Jahren auch barrierefrei zu erreichen. All diese Änderungen hat das Gebäude zugelassen.
Es gibt sicher modernere und schönere Gemeindehäuser, aber ich denke, unser Gebäude – von Anfang an barrierefrei zu erreichen – hat uns jahrzehntelang gute Dienste geleistet und wird es auch in Zukunft tun. Lassen Sie es uns weiterhin mit Leben und Geist erfüllen, so wie Pfarrer Borchert es bei der Feierstunde 1965 gewünscht hat.
Helga Mosch