Erster Weltkrieg 1914-1918

                               

So war das Leben in Evingsen während des Krieges nach der von Pfr. Theodor Kupsch von 1911 – 1926 geführten Chronik der ev. Kirchengemeinde Evingsen. Stichpunktartig hat er alle für das Dorf wichtigen, aber auch die alltäglichen Begebenheiten notiert. Nicht berücksichtigt sind hier die regelmäßigen Einträge zu
Todesfällen und Beerdigungen der Dorf-Bewohner.

01.08.1914
Nachdem schon seit mehreren Tagen Kriegsgefahr die Gemüter in Spannung gehalten, wird heute gegen sechs  Uhr abends die allgemeine Mobilmachung angeordnet.
02.08.1914
Der Pfarrer predigt in Dahle und Evingsen. An beiden Orten volle Kirchen. Nach dem Gottesdienst in Evingsen Abendmahl, nachmittags in Dahle und drei Trauungen, ebenso in Evingsen drei Trauungen
05.08.1914  
Der vom Kaiser angeordnete Betgottesdienst  ist sehr gut besucht. Kirche brechend voll.  Überhaupt ist in dieser ersten Kriegszeit der Gottesdienst sehr gut besucht. Möge das vorhalten.
10.08.1914
Pfarrer und Vorsteher in Hemer: Zusammenkunft wegen Unterstützung der Kriegsangehörigen
12.08.1914 Mittwoch
Gut besuchter Beigottesdienst abends um 8 Uhr.
Der Pfarrer macht viele Besuche bei Angehörigen der Truppen.   
17.08.1914
Der Lehrer der 2. Klasse, Emil Stölting, war mit in den Krieg gezogen. Daher jetzt, wo die Ferien beendigt sind und der Unterricht wieder beginnt, wird die Klasse von den anderen Lehrpersonen vertretungsweise  mit unterrichtet.
14.08.1914
Sitzung bei Kayser wegen Unterstützung der Angehörigen der Truppen. Die Kollekte für das Rote Kreuz ergab bereits 812 Mark.
20.08.1914
Die Frauen und Mädchen stricken zunächst mal abends in der Konfirmandenstube für das Rote Kreuz viermal die Woche.
21.08.1914
Wegen eines großen Sieges bei Metz findet abends Glockenläuten statt.
23.08.1914
Morgens früh Glockenläuten wegen eines Sieges bei Gumbinnen.
24.08.1914
Abermals Glockengeläut wegen des Sieges.
12.09.1914
Sitzung bei Kayser wegen Unterstützung der durch den Krieg geschädigten Familien. Beschluss: Miete zu zahlen, dazu für jede Frau 7 Mark, für jedes Kind 2 Mark.  Es kommen 33 Familien in Betracht. Die gesamten Unterstützungen machen für das Jahr 8000 Mark aus.
Die Vereine (Turnverein, Gesangverein, Schützenverein, billiger Lebensmittelverein) geben 4400 Mark.
13.09.1914
Bauvereinssitzung. Beschluss: Heinrich Funke mit 10 Mark gegen Todesfall im Krieg zu versichern.
Ebenso Beschluss, 80 Mark dem Kriegs-Unterstützungsfond leihweise für 5 Jahre  zu überweisen.
15.09.1914
Nur sechs Wochen nach Ausbruch des Krieges ist der erste Soldat aus unserer Gemeinde in Ostpreußen gefallen. Der Pfarrer bringt den Eltern die Trauerbotschaft.
24.09.1914
Herr Quinke aus Iserlohn  übergibt dem Pfarrer 3000 Mark aus der Erbschaft der Frau Rasche.
25.10.1914
Sitzung des Männervereins, Beschluss: 100 Mark für Familien der Krieger zu geben.
08.11.1914
Die Jugendwacht, die seit einigen Wochen hier besteht, hebt in der Nacht auf der Giebel Schützengräben aus.
25. und 26.11.1914
Glockengeläut wegen des Sieges über die Russen.
13.12.1914
Rektor O. aus Iserlohn hält einen Vortrag über die Erhebung von 1813.  Große Teilnahme.
16.12.1914
Glockengeläut wegen des Sieges der Österreicher.  Schulfrei.  
17.12.1914
Glockengeläut wegen unseres Sieges über Polen.

Zum Jahresschluss 1914 allgemeine Bemerkungen:
Hier wie anderwärts drückte der Krieg dem Gemeindeleben seinen Stempel auf. Von den Frauen wurde fleißig in der Konfirmandenstube für die Soldaten gearbeitet. Noch vor Weihnachten werden die gestrickten Artikel zusammen mit Pflege- und Lebensmitteln an die Front geschickt
Während des Krieges waren namentlich in der ersten Zeit die Gottesdienste sehr gut besucht.
Aus dem Bauverein traten sieben Mitglieder aus.
100 Mitglieder der Gemeinde sind im Feld.  Sieben Männer sind gefallen,  sechs vermisst. Zwei Evingser wurden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Gott helfe in Gnaden weiter in neuer Zeit!

17.02.1915
Schulfrei, weil die Russen 5000 Mann verloren haben
24.-26.02.1915
Frau Pastorin nimmt auftragsweise in Dortmund an einem Volksernährungs-Kursus teil, ebenso bald darauf Lehrerin Schnadt in Münster.
28.03.1915
Pastorin Kupsch und Lehrerin Schnadt reden vor ca. 50 Zuhörerinnen über Volksernährung.
24/25.04., 03., 04., 13.05.1915
An allen Tagen Siegesläuten und schulfrei  (u. a. weil über 100 000 Gefangene gemacht sind)
22.+23.06.1915                                                                                                                                               wieder Läuten und schulfrei, da Lemberg zurückerobert.
26.07. und 06.08.1915
Jubelfeier, Läuten, schulfrei  - Sieg über die Russen, Iwangorod erobert, Warschau gefallen.
18., 20,  26.08.1915
Läuten, schulfrei – 85 000 Gefangene, Kowno erobert, Brest-Litowsk gefallen.
22.09.1915
III. Kriegsanleihe über 12 Millionen. Die Kirchengemeinde zeichnet 7 000 Mark, die politische Gemeinde 5000 Mark.
21.10.1915
Schulunterricht fällt aus wegen des 500jährigen Hohenzollernjubiläums. Im Gottesdienst das Ereignis gefeiert. Kinder der oberen Klassen sangen „Großer Gott wir loben dich“- Jugendwacht in Uniform in der Kirche.
28./29.10.1915
Siegesläuten wegen Vereinigung mit bulgarischer Armee, Festung Pirot gefallen.
03.11.1915
Der Pfarrer sammelt für den Gustav-Adolf-Verein, wobei er  viele Familien überschlagen muss.
28.11.1915
Läuten, weil Serbien überwunden ist.
05.12.1915
Presbyter-Umwahl. Es erfolgt Wiederwahl.. Die Repräsentanten-Umwahl musste auch in diesem Jahr sein; Presbyterium hatte geglaubt, dieselben wegen des Krieges aufschieben zu dürfen.
06.12.1915
Monastir ist gefallen, läuten und schulfrei.
09.12.1915
Der Pfarrer schickt den dritten.Brief an sämtliche Soldaten. Ab jetzt 200 Adressaten.
16.12.1915
Revision des Bauvereins durch Herrn Härtel aus Münster. Zwei Vorstandmitglieder sind zum Heer einberufen. Der Pfarrer ist allein übrig geblieben. Er übernimmt daher von jetzt an die Geschäfte des Rendanten.
Weihnachten 1915
Die Kirchen sind gut besucht. Am 2. Tag nachmittags wird bei Habbecke ein Festspiel aufgeführt, das  auf die große Zeit, die wir erleben, Bezug hat. Es findet vielen Anklang.

Es möge noch ein Überblick über das Kriegsjahr 1915 folgen:
In der Konfirmandenstube wurde das ganze Jahr einmal wöchentlich gearbeitet, die Kohlen dazu gab der Pfarrer. Viele Frauen stricken auch daheim und bringen die fertigen Sachen ins Pfarrhaus. Der Schrank aus der Erbschaft von Frau Rasche steht im Pfarrhaus und dient zur Aufbewahrung der gestrickten Strümpfe, Pulswärmer usw. Die Einnahmen der Frauenhilfe betragen zwar noch 1796,43 Mark, die Kollekten haben jedoch deutlich abgenommen.
Alle Vierteljahr fanden Sitzungen der Kriegsunterstützungs-Kommission statt, zu der auch  der Pfarrer gehört. Bei einer Sitzung am 16. Jan. des folgenden Jahres stellt der Ortsvorsteher fest, dass bis Ende 1915  
38 236 Mark an offiziellen Unterstützungen verausgabt sind – davon 20 798 Mark staatliche Unterstützung und und ca. 18 000 Mark Gemeinde-Unterstützungen. Der Gemeinde wurden von mehrerer Vereinen im ganzen 4400 Mark zur Verfügung gestellt. Da die Zahl der eingezogenen Krieger zugenommen hat, so hat die Gemeinde jetzt  ungefähr  monatlich 2 000 Mark zu zahlen. Das bare Geld der politischen Gemeinde ist aufgebraucht. Die Firma Rasche will derselben das fehlende zu 5 % Zinsen vorstrecken. Die Fabriken gingen in diesem Jahr gut, zumal da, wo Kriegsartikel angefertigt werden. Die Löhne waren zum Teil sehr hoch. 14jährigen Knaben wurden 1,50 Mark angeboten. Auch die Ernte war gut ausgefallen, bei uns kommt die Kartoffelernte besonders in Betracht. Auch war das Jahr ein gutes Apfeljahr. Für die Bewohner wurden  Brotmarken zugeteit. Schlimm war es, als die Teuerung  im Laufe des Jahres erheblich zunahm (Salatöl 4 Mark, statt 1,20 Mark, Reis, Grießmehl etc. in ähnlicher Weise. Fast bei allem ist ein Aufschlag. Noch schlimmer ist am Ende des Jahres , dass Fettinnereien nicht mehr zu bekommen sind, so leider auch Butter und Margarine, Hoffentlich hat die Erschließung der Türkei eine Verbilligung dieser Waren zur Folge.
Während des Jahres fanden nur 25 Taufen statt, der Ausfall ist durch den Krieg veranlasst worden. Trauungen waren nur drei, davon zwei Kriegstrauungen. Aus dem Bauverein sind nur zwei Mitglieder ausgetreten; darunter die Witwe eines Gefallenen.Aus der ev. Gemeinde sind im Krieg bis jetzt 20 Soldaten gefallen, dazu kommen 2 Katholiken. Vier Gemeindeglieder sind vermisst, zwei gerieten in Gefangenschaft. Acht Kriegern wurde das Eiserne Kreuz verliehen.   Dem Pfarrer wird oft die schwere Aufgabe auferlegt, den Angehörigen die Trauerbotschaft zu überbringen. Es sind etwa 200 Mitbürger bei den Waffen.
Das Gemeindeleben hat einen stillen Charakter. Schützenfest und andere Feierlichkeiten weltlicher Art fanden nicht statt. Leider war die Jugend ziemlich unbotmäßig, die Abwesenheit von Lehrer Stölting, der seit 1 1/2 Jahren fehlt, wurde sehr bedauert.
Leider nahm der Besuch des Gotteshause im Laufe des Jahres ab, ebenso wurden die Kriegsandachten schlecht besucht. Der Pfarrer ließ die letzten ausfallen vom 27.1. bis zum 7.7. Seitdem finden sie wieder alle 14 Tage statt, leider hat sich die Teilnahme nicht gehoben. Auf dem Dorf spricht man mehr über die  Leiden des Krieges als dessen erhebende Seite. Aber jedes mal, wenn die Siegesglocken läuteten, ging ein Freudenrausch durch den Ort. Besonders die Jugend bezeugte ihre Teilnahme durch Hurra rufen, wohlwisssend, dass sie Aussicht auf einen schulfreien Tag hat. Einige gefangene Franzosen waren in Altena in Knippings Fabrik untergebracht. Diese wurden an einem Sonntag Nachmittag (9.10.1915) durch Evingsen geführt. Eine Reihe Kinder schloss sich dem Zug an, als sie nach Altena zurückgingen. Auch ich machte denselben Weg. Da war es mir eine Freude, als unsere Jugend aus voller Kehle das Lied „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ anstimmte.Es ist noch nachzutragen, dass viele unserer Soldaten verwundet worden sind.
Das Interesse an der Politik ist hier im Krieg sehr gewachsen – Die Zeitungen wurden ganz anders begehrt,  als vor dem Krieg.  Infolgedessen wurden die Altenaer und Iserlohner Zeitungen, die früher meist nur am Morgen hierher kamen, bereits am Abend des Erscheinens herumgetragen. Wenn die Post abends kommt, steht schon eine zahlreiche Jugend vor dem Posthaus, um die Zeitungen in Empfang zu nehmen. Auch das geographische Verständnis  hat zugenommen.  Einmal fand ich in einer kleinen Hütte  den Atlas aufgeschlagen, weil die Burschen die Gegend in Russland aufsuchen wollten, wo der Vater in Russland gerade stand.
Im Laufe des Jahres wurden 154 Pakete an die Soldaten geschickt, zu Weihnachten nochmals 55.   In der Obstwoche am Geburtstag der Kaiserin,wurde Obst und Saft gesammelt und ins Lazarett nach Iserlohn gebracht. Am Anfang des Krieges hatten mehrere Leute keine Arbeit mehr. Die Gemeindevertretung ließ durch sie den Weg , der an der Arztwohung vorbei nach Springen führt, zu einem Fahrweg umbauen bzw. den Fahrweg neu anlegen. Es war dies ein sehr gutes und nützliches Werk.
Die Sehnsucht nach Frieden ist stark verbreitet; sie kommt in fast allen Briefen der Soldaten vor. Sie wird auch von allen Gemeindegliedern ausgesprochen.


01.01.1916
Das Jahr begann mit ernsten Eindrücken, da der Krieg noch weiter wütet. Kirche war gut besucht.
Unser Gem. Bauverein feiert das Jubiläum seines 10jährigen Bestehens, worüber die Presse ausführlich berichtet.
12.01.1916
Heute war die erste Kriegsandacht in diesem Jahr. Mäßig besucht.
14.01.1916
Podgorica, die Hauptstadt von Montenegro ist eingenommen. Die Glocken läuten.
17.01.1916
Montenegro ergibt sich. Festgeläut!
23.01.1916
Der Frauenverein hält sein Jahresfest ab. In diesem Jahr feiert der Kriegerverein nicht, wird daher mit eingeladen. Mehrere Mitglieder nehmen teil. Das Fest ist ausgezeichnet besucht – 140 Teilnehmer. Der große Kaysersche Saal gefüllt. Der Pfarrer predigt über Röm. 12, 19ff und erinnert an Kaisers Geburtstag, dann halten Postsekretär Hübner und Hauptlehrer Reff Ansprachen, Frau Pastorin gibt eine Übersicht über die Arbeit des Vereins im vorigen Jahr.
26.01.1916
Die örtliche Kriegsunterstützungs-Kommission hält eine Sitzung ab.
30.01.1916
Heute in der Kirche Kaisers Geburtstag nochmals gefeiert. Die Jugendwacht hatte sich gemeinsam eingefunden.
09.02.1916
Heute wurde die letzte Kriegsandacht dieses Winters gehalten. Wegen ungenügendem Zuspruch stellt der Pfarrer sie einstweilen ein.
21.02.1916
Lehrer Stölting ist infolge einer Eingabe des Schulvorstandes vom Kriegsdienst befreit und unterrichtet wieder. Es sind somit alle Schulstellen wieder besetzt.
01.03.1916
Es wird eine Sammlung „Deutscher Frauendank“ in der Gemeinde erhoben. Die Sammlung ist für Familien, insbesondere für Familien der Krieger bestimmt. Sie wird eingesammelt von Mitgliedern des Jungfrauenvereins Der Ertrag von 230,60 wird am 15.3. vom Pastor unter Abzug des Portos von 40 Pfg. abgesandt.
15.03.1916
Der Pastor hält in diesem Jahr die erste Passions-Andacht. Schlecht besucht. Er behandelt in diesem Jahr die sieben Worte Jesu am Kreuz.
22.03.1916
Die 4. Kriegsanleihe wird heute abgeschlossen. Der Gem. Bauverein hat sich daran mit 3000 Mark beteiligt, auch unsere Schule hat unter Leitung der Lehrpersonen 1400 Mark gezeichnet.
02.04.1916
Es kommt Nachricht, dass Lehrer Reff bis bis zum 30. Juni vom Militär frei ist.
03.04.1916 ff.
Lehrerin Floer ist einige Tage krank,  ist in Hemer.
16.04.1916
Konfirmation von  31 Konfirmanden.
21.04.1916
Abendmahl am Karfreitag, 191 Teilnehmer, darunter die neu konfirmierten Kinder.
25.04.1916
Generalversammlung des Ev. Bundes. Vortrag von Pastor Kupsch über “Die Stellung der Hohenzollern  zu Religion und Kirche“.
18.05.1916
Fräulein Lehrerin Floer bittet um längeren Urlaub wegen Mandelentzündung
18.06.1916
Der Pastor predigt in Dahle und Evingsen, weil Pastor Niedermöller verreist ist.
19.06.1916
Ein Kreis von jungen Mädchen, die in Krankenpflege ausgebildet worden sind, kommt  bei Kayser-Habbecke zusammen.. Pastor Johanneswert, Verbandsgeistlicher der Ev. Frauenhilfe in Soest ist dabei sowie der Ortspfarrer. Es sind etwa 15 Personen zusammen.
21.06.1916
Sitzung der Kriegsunterstützungs-Kommission. Bis Ende Mai sind verausgabt an Kriegsunterstürzungen aus  Staatsmitteln 33500 Mark und aus Gemeindemitteln 26500 Mark = 60 000 Mark.
21.06.1916
Sitzung des Schul-Vorstandes  wegen Frl. Floers Erkrankung. Eine Gemeinde-Unterstützung wird wegen Mangel an Mitteln abgelehnt.
25.06.1916
Generalversammlung des Bauvereins. Lehrer Stölting  wird in den Vorstand gewählt.
25.06.1916
Repräsentanten-Sitzung. Beschluss, die Kopfsteuer auf 50 % anzuheben. Eine Ersatzwahl wird vorgenommen.
26.06.-13.07.1916
Der Pfarrer ist in der Sommerfrische. Pfr. Niedermöller wird an zwei Sonntagen in Evingsen predigen.
18.07.1916
Es kommt die amtliche Meldung, dass ein 19 Jahre alter Soldat vermisst sei. Wenig später schreibt er eine Karte an seine Eltern aus Schottland als Gefangener, worauf der Vater in die Höhe gesprungen  ist, während die Mutter in Ohnmacht fiel.
21.+221.06.1916
Der jüngere Sohn des Pfarrers, Oberprimaner Friedrich Kupsch, macht in Altena das Not-Examen, weil er zum Militär einberufen wird. Am 25. Juli geht er als Infanterist nach Lemgo.
August 1916
Während Ende Juni und in der ersten Hälfte des Juli nasses, regnerisches Wetter war, weshalb das Heu zum Teil schadhaft wurde und man für Roggen und Kartoffeln fürchtete,  änderte sich die Witterung bald nach Mitte Juli und blieb nun warm und sonnig zur großen Freude der Bewohner.
03.-05.08.1916
Dieses Jahr sind die Sommerferien auf 4 Wochen angesetzt, verlegt der Ernte halber.
10.08.1916
Eine Kollekte für die Kriegsgefangenen wird von Lehrer Reff und der Lehrerin Schnadt sowie besonders von der Frau Pastorin Kupsch erhoben und ergibt 568,40 Mark.
07.09.1916
Wieder ein Sieg. Freudiges Geläute verkündet dies!
12.09.1916
Die  Kriegsunterstützungs-Kommission tagt.
17.09.1916
Pastor Gewecke aus Iserlohn, der als Feldprediger einen Teil der Feldzüge mitgemacht hat, hält einen
Vortrag, in dem er seine Kriegserlebnisse erzählt.
20.9.1916
Ein Evingser Krieger, der in Blankenburg seiner schweren Verwundung erlegen ist, wird beerdigt.
Er ist der erste Krieger, der auf hiesigem Friedhof ruht, daher große Teilnahme. Kriegerverein und Jugendwacht  beteiligen sich, die Kinder der Oberklasse singen, der Pastor predigt über Joh. 15.13.
27.09.1916
Synode in Hohenlimburg. Ein Presbyter  nimmt teil.
01.10.1916
Erntefest ist heute. Die Kartoffelernte ist in diesem Jahr in hiesiger Gegend sehr mäßig ausgefallen.
05.10.1916
Die 5. Kriegsanleihe wurde heute beendet. Unsere Schule ist daran mit 700 Mark beteiligt.
15.10.1916
Die Ferien, die heute zu Ende gehen, wurden um eine Woche verlängert, damit die Kartoffelernte so besser vorgenommen werden kann.
01.11.1916
Herr Schulrat Frohneberg hält jetzt alle Vierteljahr eine Schulsitzung mit Rektoren , Hauptlehrern  etc. ab. So auch heute in Iserlohn.
03.11.1916
Abends war Presbyteriums-Sitzung. Durchsicht der Kirchenrechnung -  Verbesserungen und Reparaturen am Pfarrhaus, finanziert aus den Gaben der Provinzial-Synode
12.11.1916
Repräsentanten-Wahl. Die ausscheidenden Herren werden wiedergewählt.
28.11.1916
In diesem Jahr konnten  235 Pakete für die Soldaten versandt werden.
04.+07.12.1916
Schulfrei wegen des Sieges von Bukarest und dann der Einnahme der Stadt,.
15.12.1916ff
Der Unterricht in der Schule muss ausfallen, weil der Koks fehlt!!

Kurzer Rückblick auf das abgelaufene schwere Jahr:
Aus unserer ev. Gemeinde sind bis jetzt gegen 24 Gemeindeglieder sowie ein Dissident  im  Krieg gefallen, davon vier im Laufe dieses Jahres. Von den vier früher Vermissten (seit 9/1915) hat man nichts gehört, sie werden auch tot sein. Von hier sind bisher 12 im Feindesland (Russland, Frankreich, England) als Gefangene. Es sind über 250 aus unserer Gemeinde eingezogen, auch der jüngere Sohn Friedrich des Pfarrers steht seit dem 7. Dez. in Frankreich an der Front. Von den noch Lebenden haben 20 das Eiserne Kreuz. Auch zwei, die nachher gefallen sind, waren damit ausgezeichnet.
Der Einfluss des Krieges auf das Privatleben macht sich hier wie anderwärts immer mehr geltend. Die meisten Lebensmittel werden nur gegen Schein abgegeben. Der Landwirt Oskar Schröder ist dabei die Stütze des Vorstehers. Die Unterstützungen für die Familien der Kriegsteilnehmer erreichen eine enorme Gesamthöhe. Unsere Gemeinde hat bis jetzt hierfür 36.000 Mark verausgabt. Die Stimmung in der Gemeinde ist durchweg trübe. Sehnsucht nach Frieden ist es überwiegend. Die Kirche wird besonders besucht in der letzten Zeit; die Mutlosigkeit wird bei vielen daran Schuld sein.
Weil denen, die selbst ein Schwein füttern und schlachten, nur die Hälfte des Schlachtgewichts angerechnet wird, haben viele für 6 Wochen ein Schwein gefüttert und dann im Haus geschlachtet, so auch der Schreiber dieser Zeilen.  
Seit dem 15. Dezember fehlen in der Schule die Kohlen.Vergeblich waren bisher alle Bemühungen sie zu erhalten. Daher haben die Kinder Ferien – für sie eine Freude!  Ich gebe den Konfirmandenunterricht in meinem Hause, indem ich mit vieler Mühe ein Zimmer dafür frei mache.
Der Frauenverein ist das ganze Jahr strickend und arbeitend tätig gewesen. Er hat 133 Paar Strümpfe gestrickt, wovon 91 Paar Evingser Soldaten zu Gute kamen. 64 Soldatenpakete wurden gepackt, 235 Weihnachtspakete sind für das Rote Kreuz ins Feld geschickt . Der Verein hatte Ausgaben von 1046 Mark.
Seine Einnahmen haben sehr abgenommen wie auch die Kollekten geringer ausfallen gegen früher, was in der furchtbaren Verteuerung der Lebensmittel seinen Grund hat.
Der Ev. Bund hielt zwei Versammlungen ab. Am 14. Mai sprach Pfr. Kupsch über die Haltung der Hohenzollern zu Religion und Kirche. Am 17. Sept. schilderte Pfr. Geweke. Iserlohn,  seine Erlebnisse als Feldgeistlicher
Der Blaukreuzverein leidet dadurch, dass die meisten Mitglieder im Felde sind. Er kann die Miete für den Saal an der alten Schule nicht aufbringen und bittet, die Konfirmandenstube für seine Sitzungen gebrauchen zu dürfen. Das Presbyterium hat widerruflich diesem Wunsch entsprochen.
Statistik für 1916:
18 Taufen, 31 Konfirmanden,
6 Trauungen, 16 Verstorbene.

04.01.1917
Die Schulferien werden des Kohlenmangels halber von der königl. Regierung bis zum 16. Januar verlängert. Bei uns sollten sie noch viel länger dauern.
09.01.1917
In der Schulvorstandssitzung bekommt jeder Lehrer eine einmalige Zuteilung von 125 Mark der Teuerung wegen.
14.01.1917
Fest des Frauenvereins bei Kayser. Die Gaststube ist voll besetzt. Frau Pastorin Kupsch beschreibt die Tätigkeit des Vereins im Jahr 1916. Pfr. Kupsch gibt einen Überblick über den Verlauf des Krieges im Jahr 1916.
29.01.1917
Den Konfirmandenunterricht gebe ich bis Ostern  in meinem Hause, der Schulunterricht muss ausfallen, weil kein Koks da ist. Katechumenen-Unterricht fällt auch aus.
04.02.1917
Die Sammlung für Soldaten- und Marineheime ergibt in unserer Gemeinde 397,80 Mark.
04.02.1917
Schon seit Januar große Kälte, daher in der Kirche nur etwa 30 Personen.
08.02.1917
Schulkonferenz in Iserlohn mit Schulrat Frohneberg .Weil vielerorts der Unterricht ausfällt wegen Kohlemangel, soll den Kindern die Beurlaubung nahegelegt und erlaubt werden, dann können sie sich und den Verwandten nutzen. In Evingsen waren schon viele beurlaubt.
21.02.1917
Es stirbt der Kaufmann P. nach langem schweren Leiden an Magenkrebs. Seine letzte Zeit hatte für ihn viel Erschwernis: Zwei Söhne an der Front und ein Dritter in Gefangenschaft.
18.02.10917
Lehrer Stölting zieht mit seiner Familie zu seiner Mutter, weil hier kaum Unterricht ist und er bald wieder Soldat werden wird.
28.02.1917
In der Schule sind leider die Heizkörper infolge der großen Kälte entzwei gefroren.
29.02.1917
Ich schicke einen gedruckten Brief an alle Evingser Soldaten.
Die Passionsgottesdienste müssen in diesem Jahr wegen Kohlenmangel ausfallen.
04.03.1917
Sitzung bei Kayser-Habbecke wegen des projektierten Baus der elektrischen Eisenbahn von Ihmert nach Evingsen. Lehrer Stölting ist wieder Soldat und hat einen Posten im Rheinland.
01.04.1917 Palmsonntag
Konfirmation der 28 Konfirmanden. Kirche gut besetzt.
06.04.1917
Abendmahl, ca. 170 Teilnehmer, darunter erstmals die 28 Konfirmanden.
17.04.1917
Während der ganzen Zeit – etwa seit Weihnachten - war kaltes Winterwetter, es lag Schnee.  Von dem Frühling zeigte sich kaum ein Anfang. Die Garten- und Feldarbeit war darum noch nicht möglich. Und alles blieb zurück, was in diesem Kriegsjahr doppelt schlimm  ist. Sogar heute, am 17. April, fällt neuer Schnee.
06.06.1917
Der Pfarrer hält die erste Sitzung des für die Kriegszeit gebildeten freiwilligem Hilfsausschusses, dazu gehören Hauptlehrer Reff, Lehrerin Schnadt, Postsekretär Hübner
12.06.1917
Musiklehrer Schröder aus Soest  prüft unsere beschlagnahmten Kirchenglocken. Der Ton sei nicht richtig rein.
17.06.1917
Generalversammlung des Bauvereins. Die Bilanz wird genehmigt. In Aufsichtsrat und Vorstand wird je ein neues Mitglied gewählt statt des zu den Waffen einberufenen Lehrers Stölting.
21.06.1917
Die beschlagnahmten Prospektpfeifen werden durch einen Vertreter des Orgelbauers Fanstein aus der Orgel entfernt und am 22.06. nach Hemer gebracht – zum Verkauf.
21.06.1917
Pfr. Kupsch informiert über die projektierte Nettetalbahn.
22.06.1917
Amtmann Trump aus Hemer setzt 12 Evingser Bürger als Ehrenflurschutz ein. Pfarrer Kupsch bedauert, dass eine solche Maßnahme wegen der starken Zunahme von Diebstählen auf den Feldern und in den Gärten nötig wird.
27.+28.06.1917  
Die drei Glocken waren von der Heeresleitung beschlagnahmt worden. Sie wurden an diesen beiden Tagen ausgebaut, der Pfeiler zwischen den Schalllöchern des Glockenstuhls entfernt und die Glocken an der Ostseite auf die Straße geworfen. Sie kamen ohne Beschädigung unten an. Alle drei Glocken wurden nach Hemer geschafft zur Firma Clarfeld & Brinkmeyer. Wir erhielten für die Glocken eine Entschädigung von 5080 Mark und für die Orgelpfeifen 506,24 Mark. Ausbaukosten von 98 bzw. 54 Mark trägt die Gemeinde. Die Gemeinde hat die Entfernung der Glocken sehr schmerzlich empfunden. Man hört jetzt morgens, mittags und abends kein Läuten mehr. Zum  Gottesdienst kann nicht mehr geläutet werden, Beerdigungen finden ohne Geläut statt. Hoffentlich gelingt es bald, Ersatz zu beschaffen.
15., 22. und 29.07.1917
An diesen Sonntagen findet der Gottesdienst erst um 11 Uhr statt, da der Pfarrer um 9 Uhr in Dahle für Pfarrer Niedermöller, der verreist war, predigte.
16.07.1917
Der Pfarrer sendet den siebten Brief an die Soldaten ins Feld.
04.08.1917
Die Nachricht vom Fall von Czernovitz ruft allgemeine Freude hervor. Es wird daher geflaggt.
16.08.1917
Der Pfarrer reist in die Sommerfrische und kehrt am 6. Sept. zurück. An drei Sonntagen. predigt Pfarrer Niedermöller um 9 Uhr in Evingsen.
23.09.1917
Die Gemeinde begeht das Missionsfest; es predigt Pfr. Wicke aus Kleinhammer.
26.09.1917
Pfr. Niemeier aus Altena hält abends einen Kriegsvortrag , der gut besucht war.
02.10.1917
Innerhalb weniger Tage sterben drei Kinder an der Ruhr.
Die Kinder einer anderen Familie werden wegen gleicher Erkrankung ins Krankenhaus nach Altena gebracht, wo sie mehrere Wochen zubringen müssen. Die Krankheit ist hier weit verbreitet, verläuft aber meist in leichterer Form..
15.10.1917
Da die Heizung der Schule noch nicht wieder angestellt ist, wird Schul- und Konfirmanden-Unterricht im  Konfirmandenzimmer unter der Kirche gegeben, wobei die Kinder nur sehr wenig Unterricht bekommen. Der Katechumenen-Unterricht fällt einstweilen aus.
30.10.1917
In diesem Herbst gab es hier eine gute Kartoffelernte; Gott sei Dank, dass die Not nicht so groß sein wird wie in den Vorjahren! Auch war die Birnenernte dieses Jahr gut. Der Pfarrgarten brachte 5 Zentner. Das hat es früher noch nicht gegeben.
21.10.1917
An der VII. Kriegsanleihe beteiligt sich die hiesige Schule mit 1000 Mark.
28.10.1917
Heute war Generalversammlung des Ev. Bundes. Der Pfarrer spricht über Luther und Friedrich den Weisen  
Im Oktober war schlechtes, nasskaltes Wetter, es fiel früh Schnee. Da die Bäume noch Blätter hatten, brachen viele Äste unter dieser Last.
04.11.1917
Da die Fabriken an Wochentagen nicht frei geben konnten, musste das Reformationsfest heute am Sonntag gefeiert werden. Leider war die Kirche, wie in der letzten Zeit immer, mäßig besucht. Die Kinder der oberen Klassen sangen im Gottesdienst.
25.11.1917
Totenfeier. Abendmahlsausteilung.
05.12.1917
Volkszählung, an der sich auch der Pfarrer beteiligt.
09.12.1917
Der Pfarrer schreibt einen neuen Brief an alle Soldaten.
21.12.1917
Der Pfarrer wird heute 60 Jahre alt.
23.12.1917
Kanzeltausch: Pfarrer Gewecke aus Iserlohn predigt in Evingsen, der Evingser Pfarrer in Ihmert.
25.12.1917
Weihnachtstag. Es wird mit der neuen Glocke, einem Geschenk mehrerer Herren, geläutet …..
26.12.1917
Zu Weihnachten verteilt das Presbyterium 130 Mark an Arme. Der Frauenverein unterstützt mit 710 Mark 66 bedürftige Familien.

Allgemeine Bemerkungen:
Der Ev. Bund hat nur einmal getagt, er hat noch 37 Mitglieder. Der Bau der Eisenbahn ist durch unliebsame Ereignisse verzögert worden. Immerhin ist der Boden, wo die Schienen liegen sollen, ausgeworfen worden bis durch das Dorf Evingsen hindurch. Die Bahn ist fertig bis Elfenfohren, aber noch nicht dem Verkehr übergeben.
Von der Stimmung in der Gemeinde gilt dasselbe wie im vorigen Jahre . Auch der Kirchenbesuch hat sich nicht gehoben. Über die Unbotmäßigkeit der heranwachsenden Jugend wird hier wie anderwärts geklagt. Der hohe Verdienst auf den Fabriken verleitet sehr zum Rauchen von Zigaretten.  Der Versuch des Pfarrers, die konfirmierte männliche Jugend alle 4 Wochen zu ernster Unterhaltung zu versammeln, schlug fehl. Die Burschen blieben weg. Der Jungfrauenverein der Pastorin besteht weiterhin.
Die Arbeiter verdienen in den Fabriken viel Geld, besonders in den Munitionsfabriken. Die Steuerkraft der Gemeinde hat sich daher gehoben. Die Preise sind aber auch sehr hoch, besonders für Lebensmittel.
Abschließend die Statistik für das Jahr 1917:
17 Kinder wurden getauft,
28 Kinder wurden konfirmiert,
  9 Paare wurden getraut,
22 Personen sind verstorben, davon 5 Kinder
2 Krieger sind gefallen, 1 Soldat verstarb in Russland. Gefangenschaft.

13.01.1918
Missionspredigt, Kirche schlecht besucht wie meist im Kriege.
Jahresfest des Frauen-Vereins bei Kayser. Besuch gut.
Der Pfarrer berichtet über den Kriegsverlauf im Jahr 1917, die Frau Pastorin über die Tätigkeit des Vereins im vergangenen Jahr, Tochter Elisabeth Kupsch über ihre Erlebnisse bei der Säuglingspflege.
14.01.1918
Der Unterricht in der Schule beginnt wieder, da die Heizvorrichtung fertiggestellt ist.
27.01.1918
Kaisers Geburtstag. Kirche nur mäßig besucht.
03.02.1918
Erste Todesabkündigung in diesem Jahr von der Kanzel: Ein 25jähriger Soldat aus dem Springen ist am 25.1.1918 gefallen. Für die Mutter, eine Witwe, ist der Schlag um so härter, als der älter Bruder seit fast 3 Jahren vermisst ist.
11.02.1918
Schulfrei wegen des (vermeintlichen!) Friedens mit Russland. Leider war es eine Täuschung. Der Lehrer Reff macht einen Fackelzug mit den Kindern und hält einen Vortrag. Einige konfirmierte Lümmel lärmen dabei und werden von der Polizei bestraft.
03.03.,1918
Die Schule bekommt noch einmal frei wegen des Friedens mit Russland.
10.03.1918
Der Pfarrer hält eine Dankpredigt wegen des Friedens mit Russland. Die Kirche ist leider schlecht besucht, da gerade Kohlen abgeladen werden am Sonntag Morgen, wie es schon öfter im Krieg passierte.
17.01.1918
Prüfung von 24 Konfirmanden. Es sind in diesem Jahr viel unbegabte und faule darunter.
23.03.1918
Die Passions-Gottesdienste fallen auch in diesem Jahr wegen Kohlenmangel aus.
29.04.1918
Unsere Schule hat frei wie auch anderwärts wegen der VIII. Kriegsanleihe. Die Schule hat 1700 Mark gezeichnet.
02.05.1918
Vorstandssitzung des Bauvereins
14.05.1918
Schulrat Frohneberg inspiziert die Evingser Schule.
03.06.1918
Synode in Hohenlimburg. Der Kirchmeister  nimmt teil.  
21.+28.07.1918
Der Pfarrer predigt in Dahle und dann in Evingsen, weil Pfr. Niedermöller verreist ist.
04.08.1918          
Ich predige nochmals in Dahle und Evingsen, dabei muss ich die Trauernachricht von der Kanzel  verkünden, dass mein lieber Sohn Friedrich, fast 21 Jahre alt, am 19. Juli in Frankreich gefallen ist. Die Nachricht  hat in der Gemeinde überall Teilnahme wachgerufen.
29.08.1918
Die Sommerferien wurden in diesem Jahr mit den Herbstferien zusammengelegt. Sie dauern vom 29. August bis zum 9. Oktober.
20.9.1918
Schulsitzung: Beschluss: Gehalt der Lehrer durch Zulage zu verbessern.
06.10.1918 Erntefest
Gottesdienst heute wieder besser  besucht. In der letzten Zeit war der Besuch wegen der Erntearbeit schlecht. Das regnerische Wetter mag sehr geschadet haben. Abends hielt der Pfarrer einen Vortrag „Krieg im Vergleich mit dem gegenwärtigen Weltkrieg“. Sehr schlecht besucht.
In der letzten Zeit sind acht Soldaten aus unserer Gemeinde vermisst. Man nimmt an, dass sie gefangen sind
Im Oktober kam die Grippe mit vielfach nachfolgender Lungenentzündung. Viele Erkrankungen traten ein. Deshalb war unsere Schule vom 24. Okt. bis zum 11. Nov. geschlossen. Im Okt. starben fünf und im Nov. drei Personen an dieser Krankheit.
06.11.1918
Heute fand die Abnahme der Nettetalbahn bis zur Rahmerschen Fabrik in Altena statt. Personenbeförderung soll noch immer nicht stattfinden.
03.11.1918
Repräsentanten-Wahl. Ein Mitglied wird neu gewählt,  die fünf anderen werden wiedergewählt.
13.11.1918
Heute wird auch  hier ein Arbeiter- und Soldatenrat eingerichtet.
20.11.1918
Bußtag. Volle Kirche.
23.11.1918
Die zurückkehrenden Soldaten kommen etwa 14 Tage lang durch Evingsen. Trauriger Anblick. Damit hängt wiederholte Einquartierung zusammen, die jeder Ort bekommt.
24.11.1918
Totenfeier, Abendmahl.
27.11.1918 ff
Die Einquartierung beginnt. Das erste ist eine Sanitätskolonne. Im Pfarrhaus liegen drei Offiziere.
01.12.1918
Umwahl des Presbyteriums. Die ausscheidenden Herren werden wiedergewählt.
03.12.1918
Neue Einquartierung; Zwei Personen im Pfarrhaus.
08.12.1918
Regimentsmusik spielt im Gotteshaus.
15.12.1918
Predigt zur Rückkehr der Soldaten gehalten, die wieder eingetroffen sind. Kirche ist gut besucht.
18.12.1918
Außerordentliche Synode in Elsey: Synodaler Zusammenschluss festgelegt. Kirchmeister nahm als Vertreter des Presbyteriums teil.
25.12.1918
Gottesdienst gut besucht. Außerordentliche Abendmahlsfeier für die zurückgekommenen Krieger.
26.12.1918
Die  geistliche Ortsschulinspektion ist hier wie anderwärts durch Beschluss des Kultusministers Hoffmann (!) zum Ende des Jahres aufgehoben.

Allgemeine Bemerkungen:
Im abgelaufenen Jahr sind hier 14 Kinder getauft worden. In den Jahren 1915-1918 waren es um 74 Kinder. Dagegen wurden von 1911-1914 118 Kinder getauft. Hier sieht man die Einwirkung des letzten Krieges. Konfirmiert wurden 25 Kinder in diesem Jahr, getraut wurden 13 Paare, verstorben sind 22 Personen, darunter 3 Kinder. Im Krieg haben während des abgelaufenen Jahres 15 Soldaten ihr Leben gelassen.
Bei Einsammlung der Kollekten zeigte sich ein gewisser Wohltätigkeitssinn in der Gemeinde, wobei allerdings die hohen Löhne und der geringe Wert des Geldes mit in Anschlag zu bringen sind.
Immerhin konnte der Frauen-Verein auch in diesen Jahr mit 525 Mark 37 Familien unterstützen und  außerdem 61 Pakete an die Soldaten schicken. Die Soldaten sind ziemlich alle heimgekehrt, nur unsere Gefangenen (19 Gemeindeglieder) schmachten noch in der Fremde.
Der Ev. Bund hat nur einmal eine Versammlung abgehalten, die schlecht besucht war. Die Anzahl der Mitglieder ist unverändert. Auch der Kirchenbesuch war an gewöhnlichen Sonntagen schlecht, auch die Konfirmanden kamen nur unregelmäßig. Die Stimmung der Gemeinde  kann man wohl am besten mit matt bezeichnen. Der lange Krieg hat die Leute abgekämpft. AnFesttagen ist der Besuch gut. Die Löhne der Arbeiter sind sehr hoch, ebenso die Preise für Lebensmittel. Die Revolution hat sich an hiesigem Orte friedlich vollzogen. Die Quintessenz der Weisheit ist, dass die alte Regierung schlechte Politik gemacht habe. Dass die neue viel schlechter ist, wird dann nicht dabei gesagt.
Ein unsagbar trauriges Jahr ist zu Ende gegangen. Möge es Gott gefallen, unser Vaterland vor dem Äußersten zu bewahren und aus allem Schlimmen und Traurigen, das wir erlebt haben, gute Folgen hervorgehen zu lassen!

Helga Mosch